Statusbericht – Tansania August 2025

Statusbericht – Tansania August 2025

2. September 2025 Aus Von walter.koch

Liebe Freunde der P.A.P.A.-Bridge

Wir möchten euch gerne über die neuesten Erkenntnisse von unserem Projekt in Kilema-Tansania berichten, welches wir persönlich im Mai und Juli diesen Jahres besucht haben.

 

Zusammenfassung
Im Mai waren wir mit einer Gruppe von vier Personen im Dorf Kilema in Tansania vor Ort. Dazu haben wir zwei volle Tage in der Berufsschule verbracht und auch eine Beiratssitzung unter der Leitung des Vorsitzenden Mr. Gasper Njuu abgehalten. Mr. Gasper arbeitet gemeinsam mit Pater Aidan intensiv im Hintergrund an der Strategie der Berufsschule und stellt auch alle wesentlichen Weichen in Absprache mit unserem Verein. Das Zusammentreffen war geprägt von einer intensiven Diskussion über die Weiterentwicklung unserer Schule und besonders davon, wie wir einen Schritt weiter in Richtung Selbstfinanzierung der Schule kommen können.

 

Der laufende Schulbetrieb
Die aktuelle Situation steht im Zeichen der Einschulung unseres neuen Direktors Herbert Makundi. Leider war ein neuer Direktor zu bestellen, da Ende letzten Jahres unser Direktor Walter Kessy aus gesundheitlichen Gründen unerwartet und plötzlich verstorben ist. An dieser Stelle wollen wir ihm herzlich für das kurze, aber sehr intensive Wirken für unsere Berufsschule danken – Gott möge ihm Frieden und Ruhe schenken – wir beten auch für seine hinterbliebene Familie.

Unser neuer Direktor Herbert Makundi hat lange Jahre für die VETA gearbeitet; VETA ist die Dach-Organisation der Regierung, zuständig für die Betreuung aller Berufsschulen in Tansania. Seit kurzem ist er in Pension gegangen; aber dennoch hat er sich bereit erklärt, die Direktor- Rolle für eine Interimslösung zu übernehmen. Seit 17.März 2025 ist er nun als neuer Direktor eingesetzt und wurde für ca. 12 Monate engagiert. Damit haben wir genug Zeit, um in Ruhe einen dauerhaften Direktor-Nachfolger für Walter Kessy zu finden.

Wenn wir auf die Gesamtsituation der Schule blicken, kann man sagen, dass wir im Bereich der Ausbildung sehr gut unterwegs sind. Allerdings im Bereich der Produktion (Business Development Center, kurz BDC) müssen wir noch sehr viel aufholen.

 

Bezüglich Ausbildung und Schulbetrieb

Bei den letzten Abschlussprüfungen der VETA im Dezember 2024 haben alle Schüler bestanden, was schon recht gut ist. Bloß bei den Noten möchten wir gerne mehr A-Grades, also Bestnoten, erzielen – das ist die nächste Zielsetzung. Je besser unsere Schüler bei den Staatsprüfungen abschneiden, desto besser ist der Ruf der Berufsschule und desto einfacher finden die Schüler als Absolventen einen Job. Was die Schülerzahlen betrifft, sind wir etwas zurückgefallen, nämlich von 270 Schüler im letzten Jahr auf dzt. 220 Schüler. Somit muss es eine Offensive geben, um mehr Jugendliche für unsere Berufsschule zu begeistern, sodass wir die Schülerzahl auf 300 heben können – das bringt uns eine bessere Auslastung des Schulcampus, mehr Schulgeld, und damit eine leichtere Finanzierung des laufenden Betriebs. Die Herausforderung dabei ist, im Wettbewerb mit den öffentlichen Berufsschulen einen klaren Vorteil zu haben, denn diese verrechnen kein Schulgeld. Dadurch sind die öffentlichen Berufsschulen auf den ersten Blick attraktiver für die Schüler, aber diese sind in der Ausstattung und Ausbildungsqualität eher schlechter aufgestellt – das ist unser Vorteil.

Was den Lehrkörper betrifft, kann man sagen, dass wir in jedem Fachbereich fähige Lehrer haben, wobei leider die Fluktuation noch zu hoch ist. Dies deshalb, weil gute Lehrer für öffentliche Schulen durch Bezahlung von höheren Gehältern bei uns abgeworben werden. Dieser schwierigen Situation müssen wir uns stellen. Auf alle Fälle ist noch nicht ganz klar, ob das bestehende Team den notwendigen Mindset hat, unsere Schule auf den nächsten Level der Exzellenz zu heben. In dieser Sache ist der neue Direktor, Herbert Makundi, nun gefordert, in kurzer Zeit „ein Dreamteam“ zusammenzustellen bzw. das bestehende Team zu verändern.

 

Finanzen
Vorweg dürfen wir berichten, dass es eine neue Finanzcontrollerin gibt, die schon sehr gute Arbeit leistet. Ihr Name ist Jesca Loshiro. Dieser Personalwechsel war notwendig, da die Buchhaltung und die gelieferten Finanzzahlen in den letzten Monaten nicht professionell genug aufbereitet waren. Mit der neuen Controllerin wollen wir nun deutlich transparenter die Finanzen managen.

 Wir bekommen einmal pro Quartal die Produktions-Finanzzahlen der Berufsschule und einmal jährlich den Finanz-Jahresabschluss. Beide Finanzcontrollings haben wir im Beiratsmeeting diskutiert. Der Jahresabschluss für 2024 zeigt bei Einnahmen von rd. EUR 200.000,- ein weitgehend ausgeglichenes Ergebnis. Allerdings kommen von den Einnahmen dzt. rd. 40% von unserer PAPA-Bridge Organisation – sind also spendenfinanziert. Das zeigt, dass wir im Bereich der Produktionen noch hart arbeiten müssen, um unsere Schule komplett selbst zu finanzieren.

Die Finanzzahlen im Bereich der Produktion zeigen einen Quartalsumsatz im Q1/2025 von EUR 18.000,- . Und das bei einem Quartalsgewinn von nur rd. 8% am Umsatz, also ca. EUR 1.300,-. Das ist schlechter als letztes Jahr. Somit erklärt sich auch, dass wir intensiv daran arbeiten müssen, den Umsatz in den Produktionsbereichen nach oben zu skalieren. Welche Maßnahmen wir dazu setzen, erklären wir bei den Erläuterungen der einzelnen Fachbereiche.

 

Fachabteilungen & Produktion – Business Development Center (BDC)

Wie schon erwähnt, sind wir im Produktionsbereich BDC zurückgefallen. Die Umsätze, Gewinne und auch die Qualität der ausgelieferten Produkte sind noch nicht zufriedenstellend.
Wir wollen euch hier die wichtigsten Maßnahmen aufzeigen:

 

Maurerausbildung und Ziegelproduktion
Hier gab es seit dem letzten Besuch nur eine minimale Verbesserung. Die aktuelle Kapazität der Fertigung beträgt 800 Ziegelsteine pro Tag, wobei nur rund 5000 Stück pro Monat verkauft werden. Es wurde vor Kurzem eine neue Ziegelform in der Produktion in Betrieb genommen, mit der neue Projekte erschlossen werden sollen. Unser neues Produktionsziel beträgt nun   20.000 Ziegelsteine pro Monat, die auch tatsächlich mit den aktuellen vorhandenen Ressourcen fertigbar sind. Somit haben wir in diesem Bereich in erster Linie eine Sales- und Marketing Herausforderung, und weniger eine Produktions- Herausforderung. Das BDC-Team wird deshalb nun Initiativen im Bereich Sales setzen, um viel mehr Ziegelsteine zu verkaufen.


Schlosserei und Metallverarbeitung
In diesem Bereich wurden in den letzten Monaten einige Projekte und Ausschreibungen erfolgreich umgesetzt. Die Qualität der Produkte ist ausreichend gut, könnte allerdings auch noch etwas besser sein; daran muss nun gearbeitet werden. Dazu wird der verantwortliche Lehrer Mr.Castro wieder seinen Fokus in diesem Bereich schärfen; er hatte in der Zwischenzeit nämlich bei der Wasserproduktion ausgeholfen, was ihn de-fokussiert hatte. Erfreulich ist, dass die Ertragssituation und Profitabilität in der Schlosserei wirklich sehr gut ist. Somit zahlt sich ein Intensivieren der Sales-Aktivitäten sicherlich aus.

 

Tischlerei
Hier wurde ein neuer Lehrer an Bord geholt, um das Team zu verstärken, denn man will vermehrt Projekte an Land ziehen, um die Tischlerei noch besser auszulasten. Die Maschinen und die Infrastruktur geben das problemlos her. Wir wünschen dem Team, dass eine Erhöhung der Projektanzahl funktionieren wird. Dies ist deshalb wichtig, da die Profitabilität in der Tischlerei sehr gut ist, und damit eine Skalierung absolut Sinn macht.

 

 

 

Land- und Viehwirtschaft
Das neue Gebäude wurde fertiggestellt und eingerichtet. Für diesen neuen Lehrgang könnten bis zu 60 Schüler an Bord geholt werden. Aktuell haben wir aber erst 20 Schüler; haben also noch Luft nach oben. Der Unterricht läuft planmäßig und wir haben einen sehr guten Fach-Lehrer im Team. Der Bereich Landwirtschaft läuft gut und die Schüler erlangen in praktischen Lehrgängen auf dem Feld das notwendige Wissen. Auf der Seite der Viehwirtschaft gibt es eine kleine Hühnerfarm (mit Eierproduktion) und eine Schweinezucht – das läuft sehr gut. Die nächsten Schritte sind hier: ein Brutkasten-System, um selbst Hühner zu züchten, und dann der Aufbau einer großen Hühnerzucht. Ebenso wünscht man sich, dass in eigene Kühe investiert wird, um in der Berufsschule auch Viehzucht betreiben zu können.


Bäckerei

In der Bäckerei wurden erste Schritte der Optimierung gesetzt, da durch steigende Materialkosten die Margen deutlich gesunken sind. Im Wesentlichen wurde ein „Tri-Cycle“, ein Moped-Dreirad, neu gekauft, um deutlich kostengünstiger die Bäckereiprodukte zu den Kunden zu bringen. Das funktioniert nun auch sehr gut. Aber leider hat sich die Situation bei den Einkaufspreisen für die Materialen noch nicht entschärft. Somit gilt es nun, die Fertigungsprozesse zu optimieren und die Senkung von Einkaufspreisen zu erreichen. Dies wollen wir durch eine deutliche Steigerung der Produktionsmenge von dzt. 600 Brote pro Tag auf 1.200 Brote pro Tag steigern (Economics of scale). Diese Steigerung soll in erster Linie durch die Einführung einer zweiten Schicht in der Produktion erfolgen; davon wurde schon länger gesprochen, dies aber bis heute noch nicht umgesetzt. Wir hoffen, dass dieser wichtige Schritt nun erfolgt!

 

Wasserabfüllung
Das Projekt Wasserabfüllung hat sich sehr zäh entwickelt. Insbesondere deshalb, da wir sehr lange auf die notwendigen Zertifikate und Konzessionen warten mussten. Vor einem Jahr dachten wir, dass wir in diesem Genehmigungsprozess schon durch sind, aber dies hatte sich als eklatante Fehleinschätzung herausgestellt. Leider hat es bis vor kurzem gedauert, bis wir nun endlich die notwendigen Zertifikate erhalten haben. Somit kann nun die Produktion hochgefahren werden. Die aktuelle Produktion könnte pro Tag in einer Schicht einen Output von max. 1200 Flaschen bringen. Die ersten Kalkulationen zeigen, dass wir mit dieser Menge noch keine Gewinne erzielen können, da mit diesen kleinen Stückzahlen der Fertigungsprozesse und der Materialeinkauf nicht optimiert werden kann.

Deshalb sind die folgenden Schritte notwendig:
Erstens: Investition in einen starken neuen Luft-Kompressor zur Flaschenproduktion; der aktuelle ist kaputt geworden, weil er zu schwach war. Zweitens: Die Einstellung eines professionellen Produktions – Managers, der diesen Optimierungsprozess leitet und ständig weiterentwickelt. Mit diesen beiden Maßnahmen kann dann die Tages-Produktion in mehreren Schichten auf das Dreifache gesteigert werden. Wir sind schon gespannt, wie sich dieses wichtige Projekt entwickeln wird!

 

Die folgenden Bereiche laufen so weit konstant und werden von uns bedarfsorientiert unterstützt:
Elektriker Lehrgang, Mechaniker / Fahrschule, Schneiderei, Kochlehrgang – Kantine, Installateur Lehrgang, EDV, Tourismus Lehrgang, Verkaufsladen/Großhandel.

 

Patenschaftsprogramm
Unser Patenschaftsprogramm/Godfather-Programm läuft sehr gut. Es ist ein überaus wichtiger Beitrag für die wirklich armen Familien im Dorf, denn wir wollen talentierten Kindern, die mittellos sind, auch die Möglichkeit geben, einen wertvollen Beruf in unserer Schule zu erlernen. Damit holen wir sie aus der Armut. Aktuell haben wir 80 direkte Schulpatenschaften am Laufen und zusätzlich weitere 20 Pool-Patenschaften, die keinem direkten Kind zugeteilt sind. Danke an dieser Stelle für alle, die als Pateneltern so tatkräftig unterstützen!

 

Schlussbemerkungen & Dank
An dieser Stelle möchten wir uns wieder besonders herzlich bei allen Spendern und Freunden der P.A.P.A.-Bridge bedanken, die uns bis heute so tatkräftig unterstützt haben!

Und gleichzeitig wollen wir unsere große BITTE aussprechen, möglichst viele weitere Personen  anzusprechen, um die notwendigen finanziellen Unterstützungen für die bedürftigen Menschen in Kilema sicherzustellen – ASANTE SANA!

Liebe Grüße und Gottes Segen wünschen euch,
Walter Koch – Obmann,
Pater Aidan – Projektleitung Tansania,
Josef Windisch – Vizeobmann, Claudia Schanes – Patenschaftsprogramm,
und der gesamte Vorstand der P.A.P.A-Bridge